Dienstag, 28. Mai 2013


Infanterie-Regiment 30
(4. Rheinisches Graf von Werder )

 

Stiftungstag            :                      
06.09.1812
In der Tradition des 1. Regiments der deutschen Legion
 
Errichtet:                             
 25.03.1815                          

Auflösungstag:                 
22.12.1918   Delitzsch (am 15.04.1919 aufgelöst)

Garnisonsstandorte:           
1815 Feldzug
1816 - 1817 Stab, I und II Bataillon Danzig, Füsilier-Bataillon Graudenz und Thorn
1817 - 1820 Stab, I und II Bataillon Koblenz, Füsilier-Bataillon in Jülich
1820 - 1830 Stab, I und II Bataillon Trier, Füsilier-Bataillon Trier und Luxemburg
1830 - 1834 Stab, I und II Bataillon Trier, Füsilier-Bataillon Luxemburg
1834 - 1839 Trier
1839 - 1849 Stab, I und II Bataillon Trier, Füsilier-Bataillon Saarlouis, Feldzug
1849 - 1851 Stab, II Bataillon und Füsilier-Bataillon in Koblenz, I Bataillon in Saarlouis
1851 - 1860 Stab, I und II Bataillon Köln, Füsilier-Bataillon in Koblenz
1866 - 1867 Kassel
1867 - 1871 Mainz 
1871 - 1876 Trier
1876 - 1914 Saarlouis 


Feldzüge:                           
1813 - 1815 Krieg gegen Frankreich, Ligny, Belle-Alliance (Waterloo)
1849 Kämpfe in Baden (Kuppenheim, Waghäusel)
1866 Krieg gegen Österreich (Münchengrätz, Königgrätz)
1914     – 1918 I. Weltkrieg

Armeekorps:                     
XVI. Armeekorps
34. Division, 86. Infanteriebrigade zusammen mit Infanterie-Regiment 173

Uniform:  
Uniform 1915 (Armeeverordnungsblatt Nr. 44 vom 02.10.1915, 49. Jahrgang): Feldgrauer Waffenrock, Vorstöße vorn herunter und an den Taschenleisten ponceaurot, Stehkragen, Ärmelaufschläge, Ärmelpatten ebenfalls ponceaurot, Schulterklappen mit roten Abzeichen und hellblauen Vorstößen, blanke Knöpfe.


Regimentsgeschichte:
Das Infanterie - Regiment 30 gehörte zu Regimentern der alten preußischen Armee und wurde 1728 aus den Soldaten der Festung Küstrin als Füsilier – Regiment Nr. 30 neu formiert. Im Jahre 1740 erfolgte die Neuformierung als Musketier – Regiment Nr. 30. Die Garnisonsstandorte waren Anklam und Demmin, ab 1796 war das Regiment in Stettin stationiert.
Das Regiment nahm in der Folge an allen Kriegen Preußens teil. Im Jahre 1740 war es an der Belagerung von Neiße und 1742 an der Schlacht von Chotusitz beteiligt. Es folgten die Schlachten von Hohenfriedberg und Soor. Nach der Schlacht von Kesselsburg wurden allen Stabsoffizieren des Regimentes aufgrund ihrer außergewöhnlichen Leistungen der Orden „Poure le Merite“ verliehen und ein Regimentssiegel mit der Aufschrift „Bataille bei Kesselsdorf den 15. Dezember 1745“ gestiftet. Es folgten die berühmten Schlachten des 7 – jährigen Krieges wie Rossbach, Hochkirch 1758, Leuthen und Kunersdorf. Im Jahre 1792 nahm das Regiment an den Kämpfen gegen die französischen Revolutionsheere teil und war an der Blockade von Longwy, der Belagerung von Verdun und der berühmten Kanonade von Valmy beteiligt. Im folgenden Jahre wurde Mainz belagert (1793) und im Jahre 1794 nahm das Regiment an den Gefechten bei Frankenthal und Kreuznach sowie an der Schlacht von Kaiserslautern teil. Nach der verheerenden Niederlage der preußischen Armee gegen Napoleon wurde das Regiment im Jahre 1806 aufgelöst. Während des Russlandfeldzuges Napoleons wurde im Jahre 1812 die russisch – deutsche Legion gegründet. Die Legion stand ab dem 28.06.1813 unter dem Kommando des Generals Graf von Wallmoden - Gimborn. Stabsoffiziere waren die Oberstlieutnants von Clausewitz und von Stülpnagel. Die Legion kämpfte nachfolgend (1813) in Norddeutschland gegen französische Einheiten und wurde anschließend bis zum Ende der Kämpfe in den Niederlanden eingesetzt (1814). Im Vertrag von Paris (03.06.1814) wurde die Teilung der Legion festgelegt, wonach jeweils die Hälfte der Legion der sächsischen und bergischen Armee angegliedert wurden. Die russische – deutsche Legion erhielt nunmehr die Bezeichnung „Deutsche Legion“. Im Oktober befanden sich die der bergischen Armee angegliederten Einheiten in Quartieren im Raum Köln – Bonn und wurden dem Generalkommando Aachen unterstellt. 
 
Am 25. März 1815 erfolgte im Zuge der Neugestaltung der preußischen Armee die Aufnahme der „Deutschen Legion“ in das preußische Heer. Das erste Infanterie – Regiment der Legion erhielt die Nummer 30, das zweite die Nummer 31. Bereits kurze Zeit später erfolgte der Feldzug gegen Napoleon mit den Gefechten von Ligny und Wawre und nachfolgend der Einmarsch in Paris. Nach dem vorläufigen Friedensvertrag trat das Regiment im Oktober 1815 den Rückmarsch in die Heimat an und lag nachfolgend in Danzig und Thorn in Garnison. Durch eine so genannte „Kabinets – Ordre“ vom 05. November 1816 wurde festgelegt, dass die Regimenter neben den Stammnummern noch eine Provinzialnummer zu führen hatten. Das Regiment führte ab dem 07.12.1816 die Bezeichnung, Infanterie – Regiment Nr. 30 (4. Rheinisches) und ihm wurde Koblenz als Garnisonsstandort zugewiesen. Im Juli 1817 wurde das Regiment nach Koblenz verlegt. Das 1. Bataillon belegte die Dominikanerkaserne, das 2. Bataillon das Dikastorialgebäude im Tal, während das Füsilier – Bataillon nach Jülich verlegt wurde. Die folgenden Friedensjahre 1817 – 1849 brachten neben den üblichen Aktivitäten (Manöver, Übungen, Personalveränderungen) häufige Verlegungen der Bataillone in neue Garnisonsstandorte (Mainz, Trier, Luxemburg). Im Jahre 1849 wurde das Regiment gegen die Aufstände in Baden mit Gefechten bei Waghäusel, Bruchsal, Durlach, Oberweier und Kuppenheim. Das Regiment blieb noch einige Zeit in Baden, wurde dann für kurze Zeit nach Kurhessen verlegt und anschließend nach Köln / Koblenz als den neuen Garnisonsstandorten verlegt. Köln und Koblenz waren von 1851 – 1860 die Garnisonsstandorte des Regiments, bevor es 1860 nach Frankfurt / Main verlegt wurde.  Dem Regiment war nur eine kurze Friedenszeit gegönnt, denn bereits im Mai 1866 erfolgte die Mobilmachung der preußischen Armee gegen Österreich. Zunächst wurde das Regiment bei der Besetzung Hessens eingesetzt, um anschließend an den Operationen gegen die mit Österreich verbündete hannoversche Armee teilzunehmen. Nach deren Kapitulation wurde das Regiment gegen das 7. und 8. Bundeskorps in Süddeutschland eingesetzt (Gefechte bei Hammelburg, Helmstadt, Roßbrunn und Werbach). Nach dem Friedensschluss wurde das in seine neue Garnisonsstadt Kassel (1866) und nur kurze Zeit später nach Mainz verlegt.
 
Im Juli 1870 erfolgte bereits die erneute Mobilmachung, diesmal gegen den Nachbarstaat Frankreich. Zunächst wurde das Regiment in Reserve gehalten, bevor es im August 1870 zur Belagerung nach Straßburg abgezogen wurde, die sich bis zum September 1870 hinauszog. Im Verband des 14. Armeekorps wurde das Regiment nahm das Regiment am Vormarsch durch die Vogesen bis Gray teil. Dabei nahm das Regiment an den Gefechten bei Rambervillers, Epinal, Ognon und La Baivre, teil. Es folgten Gefechte bei Germigney und La Marche, bevor das Regiment in Richtung Dijon weiter vorging. Anschließend erfolgte die Expedition nach Chatillon und die Einschließung von Langres mit den Gefechten bei Foncegrive und Longeau. Ende des Jahres 1870 befand sich das Regiment bei Besoul / Belfort. Das Jahr 1871 brachte weitere Gefechte bei Villersexel, Chavanne, sowie die Schlacht an der Lisaine. In Erinnerung an die Kämpfe des Jahres 1870 / 1871 und seiner Angehörigkeit zum „Korps Werder“ erhielt das Regiment im Jahre 1889 den Beinamen „Graf Werder“. Nach dem Waffenstillstand und Friedensvertrag von Versailles kehrte das Regiment nach Deutschland zurück und wurde nunmehr in Trier stationiert. Bereits 1876 erfolgte die Verlegung nach Saarlouis, wo das Regiment bis zum Kriegsausbruch stationiert blieb. Bis zum Jahre 1913 gehörte das Regiment dem VIII. Armeekorps an, wurde in diesem Jahr jedoch dem XVI. Armeekorps zugeteilt. 
Unmittelbar nach der Mobilmachung im August 1914 übernahm das Regiment zunächst den Bahnschutz im lothringischen Aufmarschgebiet und rückte am 07. August 1914 in das Versammlungsgebiet des XVI. Armeekorps, welches zur 5. Armee angehörte und sich zwischen Arlon und Diedenhofen zu versammeln. Am 21.08.1914 begann der Vormarsch in Richtung französische Grenze.  Während des I. Weltkrieges kämpfte das Regiment an folgenden Fronten:

22.08.1914 – 24.08.1914           
Kämpfe bei Beuvillers-Audun le Roman, Malavillers, Longwy.

25.08.1914 – 26.08.1914           
Kämpfe an der Maas, Rechicourt, Spincourt.

27.08.1914 – 10.09.1914           
Kämpfe um Baubecourt-Fleury, Amblaincourt, Wald von Chanel, Seraucourt.

10.09.1914 – 13.09.1914           
Kämpfe bei Fleury, Clermont, Barennes, Apremont, Montfaucon.

14.09.1914 – 21.09.1914           
Abwehrkämpfe bei Montfaucon-Malancourt.

22.09.1914 – 24.09.1914           
Schlacht von Varennes (Bois de Chèhèmin, Bèry, Bois de Cheppy).

25.09.1914 – 01.10.1914           
Einmarsch in die Argonnen

02.10.1914 – 09.02.1915
Stellungskrieg in den Argonnen (Barricade Pavillon, St.Hubert-Rücken, Rheinbaden-Höhe
und Höhe St.Hubert)

10.02.1915 – 24.02.1915
Verlegung des III.Bataillons in die Champagne nach Somme Py, Tahure , anschließend
Rückkehr in die Argonnen.

01.03.1915 – 20.03.1915
Kämpfe bei Baucquois, Cheppy.

20.03.1915 – 20.09.1915
Stellungskrieg in den Argonnen.

20.09.1915 – 25.09.1915
Verlegung in die Champagne und Divisionsreserve

26.09.1915 – 15.03.1916
Kämpfe bei Cernay (Kanonenberg, Steilhang Höhe 191,Briquetterie- und Jordanstellung).

März 1916 – August 1916
Stellungskämpfe in den Argonnen.

Sept.1916 – 30.10.1916
Kämpfe bei Verdun, Abschnitt Thiaumont-Fleury.

30.10.1916 –10.11.1916
Ruhetage

10.11.1916 – 04.12.1916
Stellungskrieg in den Vogesen, Abschnitt Donon-Straße Saal-Provenchéres.

04.12.1916 – 04.02.1917
Ruhe- und Ausbildungstage in der Gegend von Mörchingen, Heeresreserve in der Gegend
von Trieux und später  bei Chambley / Mars la Tour, westlich Metz.

05.02.1917 –12.03.1917
Stellungskrieg in den Argonnen

13.03.1917 – 16.04.1917
Eingreifreserve Raum Rethel, Le Châtelet  bei Reims.

16.04.1917 – 24.04.1917
Doppelschlacht Aisne-Champagne, Kämpfe am Brimont.

24.04.1917 – 20.07.1917
Kämpfe am Brimont und Ende der Aisen-Champagne-Schlacht.

24.07.1917 – 07.08.1917
Eingreifreserve und Verlegung nach Flandern (Ypern).

11.08.1917 – 26.08.1917
Kämpfe im Abschnitt Hooge, Gheluvelt und Herenthage-Park / Flandern.

26.08.1917 – 10.09.1917
Ruhetage in Lothringen.

10.09.1917 – 28.10.1917
Verlegung in den Abschnitt Flirey, südlich Thiaucourt zwischen Maas und Mosel.

28.10.1917 – 20.11.1917
Ruhetage, Eingreifreserve.

20.11.1917 – 29.11.1917
Tankschlacht von Cambrai.

30.11.1917 – 02.12.1917
Angriffsschlacht bei Cambrai.

05.12.1917 – 31.12.1917
Ruhetage.

07.01.1917 –04.03.1918
Stellungskämpfe nördlich der Ailette.

07.03.1918 – 21.03.1918 Ruhetage.

21.03.1918 – 06.04.1918
Große Schlacht in Frankreich, Kämpfe bei St.Quentin-La Fère, am Crozat-Kanal, Kämpfe
südwestlich Noyon und Suzoy,

06.04.1918 – 23.04.1918
Stellungskämpfe westlich Noyon im Abschnitt Lagny.

23.04.1918 – 30.04.1918 
 Ruhetage.

04.05.1918 – 20.05.1918           
Stellungskämpfe an der Oise östlich Noyon.

20.05.1918 – 26.05.1918           
Armeereserve.

27.05.1918 – 13.06.1918           
Angriffsschlacht von Soissons.

13.06.1918 – 04.07.1918           
Stellungskämpfe westlich Soissons im Abschnitt Amblény.

05.07.1918 – 17.07.1918           
Eingreifreserve südlich Soisson.

18.07.1918 – 25.07.1918
Abwehrschlacht von Soissons, Pariser Berg südwestl. Soisson.

18.08.1918 – 22.08.1918
Abwehrschlacht zwischen Oise und Aisne,

23.08.1918 – 06.09.1918
Kämpfe am Oise-Kanal südlich Bac d`Arblingcourt, Rückzug auf die Siegfriedstellung.

06.09.1918 – 24.09.1918
Kämpfe vor der Siegfriedstellung bei Servais.

25.09.1918       
Abtransport nach St.Quentin.

27.09.1918 – 10.10.1918
Abwehrschlacht zwischen Cambrai und St.Quentin. Rückzug auf den Sambre-Oise-Kanal.

10.10.1918 – 04.11.1918
Kämpfe an der Hermannstellung.

04.11.1918 – 11.11.1918
Rückzugskämpfe an der Antwerpen-Maas-Stellung.

12.11.1918 – 24.12.1918
Rückmarsch nach Deutschland.
 
Das Regiment überquerte am 20.11.1918 die Grenze nach Deutschland und wurde nach Delitzsch verlegt, wo nachfolgend die Demobilisierung durchgeführt wurde. Als offizieller Auflösungstag gilt der 15.04.1919. Am 21.12.1918 wurde eine Freiwilligen-Abteilung unter Hauptmann Windeck (50 Mann) in Mühlhausen / Thüringen aufgestellt, die Ende Dezember zum Freikorps Hasse überführt wurde.

 
Unterstellung / Zuteilungen des Regimentes und einzelner Bataillone während des Krieges:

Unterstellungen:

02.08.1914 – 24.09.1915           
 86. Infanterie-Brigade, 34. Infanterie-Division

16.03.1916 – 03.11.1916           
86. Infanterie-Brigade, 34. Infanterie-Division

04.11.1916 – 22.12.1918           
68. Infanterie-Brigade, 34. Infanterie-Division

 
Zuteilungen:

30.09.1914 – 06.10.1914           
33. Infanterie-Division

17.08.1916 – 02.09.1916           
 Brigade Lippe, Argonnen-Division

09.03.1917 – 12.03.1917           
13. Landwehr-Brigade, 34. Infanterie-Division

11.08.1917 – 18.08.1917           
52. Reserve-Division

18.07.1918 – 24.07.1918           
11. bayerische Infanterie-Division

28.02.1915 – 20.03.1915           
I.Btl. zur 33. Infanterie-Division

01.03.1915 – 02.03.1915           
I.Btl. zum Infanterie-Regiment Merkatz

25.09.1915 – 04.10.1915           
I.Btl. zur 9. Landwehr-Division

04.10.1915 – 15.03.1916           
I. Btl. zur 21. Reserve-Division

02.01.1917 – 14.01.1917           
I.Btl. zur 54. Infanterie-Divison

09.02.1915 – 17.02.1915
III.Btl. zur 38. Reserve-Infanterie-Brigade, 2.Garde-Reserve-Division

17.02.1915 – 22.02.1915
III.Btl. zum Infanterie-Regiment Merkatz

26.09.1915 – 15.03.1916
Stab, II.Btl., III.Btl. zur 21.Reserve-Division

28.10.1914 – 22.02.1915
7. und 8. Kompanie zur 13. Landwehr-Brigade, 33. Infanterie-Division

Literatur:
Geschichte des 4. Rheinischen Infanterie Regimentes 1815 – 1884
D.Paulitzky / R. v. Moedtke, Verlag Mittler & Sohn, Berlin 1884

B. von Quistorp, Die kaiserlich – russisch – deutsche Legion,
Berlin 1860

O. Paulitzky, Geschichte des Infanterie-Regimentes 30,
Berlin 1884

M. von Szepanski, Geschichte des Infanterie-Regimentes 30,
Berlin 1886

Ernst Schmidt, Geschichte des Regimentes 30 im Weltkriege,
Oldenburg 1932

Ernst Schmidt, die aktiven Offiziere des Regiments Graf Werder von 1812-
1912, Selbstverlag des Regiments, Saarlouis 1912

Schmidt von Woedtke, die Geschichte des Infanterie – Regimentes 30, 4.
Rheinisches 1914 – 1918, Berlin 1929

Beamish, Geschichte der königlich deutschen Legion,
Berlin 1837

G. Kentenich, Geschichte der Stadt Trier,
Trier 1915

E. von Conrady, Das leben des großen August von Werder,
Berlin 1889

 

 

 

 

 
 

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