Infanterie-Regiment 30
(4. Rheinisches Graf von Werder )
Stiftungstag :
06.09.1812
In der
Tradition des 1. Regiments der deutschen LegionErrichtet:
25.03.1815
Auflösungstag:
22.12.1918 Delitzsch (am 15.04.1919 aufgelöst)
Garnisonsstandorte:
1815 Feldzug
1816 - 1817 Stab, I und II Bataillon Danzig, Füsilier-Bataillon
Graudenz und Thorn1817 - 1820 Stab, I und II Bataillon Koblenz, Füsilier-Bataillon in Jülich
1820 - 1830 Stab, I und II Bataillon Trier, Füsilier-Bataillon Trier und Luxemburg
1830 - 1834 Stab, I und II Bataillon Trier, Füsilier-Bataillon Luxemburg
1834 - 1839 Trier
1839 - 1849 Stab, I und II Bataillon Trier, Füsilier-Bataillon Saarlouis, Feldzug
1849 - 1851 Stab, II Bataillon und Füsilier-Bataillon in Koblenz, I Bataillon in Saarlouis
1851 - 1860 Stab, I und II Bataillon Köln, Füsilier-Bataillon in Koblenz
1866 - 1867 Kassel
1867 - 1871 Mainz
1871 - 1876 Trier
1876 - 1914 Saarlouis
Feldzüge:
1813 - 1815 Krieg gegen Frankreich, Ligny, Belle-Alliance (Waterloo)
1849 Kämpfe in Baden (Kuppenheim, Waghäusel)
1866 Krieg gegen Österreich (Münchengrätz, Königgrätz)
1914 – 1918 I. Weltkrieg
Armeekorps:
XVI. Armeekorps
34.
Division, 86. Infanteriebrigade zusammen mit Infanterie-Regiment 173
Uniform:
Uniform 1915 (Armeeverordnungsblatt Nr. 44 vom
02.10.1915, 49. Jahrgang): Feldgrauer Waffenrock, Vorstöße vorn herunter und an
den Taschenleisten ponceaurot, Stehkragen, Ärmelaufschläge, Ärmelpatten
ebenfalls ponceaurot, Schulterklappen mit roten Abzeichen und hellblauen Vorstößen,
blanke Knöpfe.
Das Infanterie - Regiment 30 gehörte zu Regimentern
der alten preußischen Armee und wurde 1728 aus den Soldaten der Festung Küstrin
als Füsilier – Regiment Nr. 30 neu formiert. Im Jahre 1740 erfolgte die
Neuformierung als Musketier – Regiment Nr. 30. Die Garnisonsstandorte waren
Anklam und Demmin, ab 1796 war das Regiment in Stettin stationiert.
Das Regiment nahm in der Folge an allen Kriegen
Preußens teil. Im Jahre 1740 war es an der Belagerung von Neiße und 1742 an der
Schlacht von Chotusitz beteiligt. Es folgten die Schlachten von Hohenfriedberg
und Soor. Nach der Schlacht von Kesselsburg wurden allen Stabsoffizieren des
Regimentes aufgrund ihrer außergewöhnlichen Leistungen der Orden „Poure le
Merite“ verliehen und ein Regimentssiegel mit der Aufschrift „Bataille bei
Kesselsdorf den 15. Dezember 1745“ gestiftet. Es folgten die berühmten
Schlachten des 7 – jährigen Krieges wie Rossbach, Hochkirch 1758, Leuthen und Kunersdorf.
Im Jahre 1792 nahm das Regiment an den Kämpfen gegen die französischen
Revolutionsheere teil und war an der Blockade von Longwy, der Belagerung von
Verdun und der berühmten Kanonade von Valmy beteiligt. Im folgenden Jahre wurde
Mainz belagert (1793) und im Jahre 1794 nahm das Regiment an den Gefechten bei
Frankenthal und Kreuznach sowie an der Schlacht von Kaiserslautern teil. Nach
der verheerenden Niederlage der preußischen Armee gegen Napoleon wurde das
Regiment im Jahre 1806 aufgelöst. Während des Russlandfeldzuges Napoleons wurde
im Jahre 1812 die russisch – deutsche Legion gegründet. Die Legion stand ab dem
28.06.1813 unter dem Kommando des Generals Graf von Wallmoden - Gimborn.
Stabsoffiziere waren die Oberstlieutnants von Clausewitz und von Stülpnagel.
Die Legion kämpfte nachfolgend (1813) in Norddeutschland gegen französische
Einheiten und wurde anschließend bis zum Ende der Kämpfe in den Niederlanden
eingesetzt (1814). Im Vertrag von Paris (03.06.1814) wurde die Teilung der
Legion festgelegt, wonach jeweils die Hälfte der Legion der sächsischen und
bergischen Armee angegliedert wurden. Die russische – deutsche Legion erhielt
nunmehr die Bezeichnung „Deutsche Legion“. Im Oktober befanden sich die der
bergischen Armee angegliederten Einheiten in Quartieren im Raum Köln – Bonn und
wurden dem Generalkommando Aachen unterstellt.
Am 25. März 1815 erfolgte im Zuge der Neugestaltung
der preußischen Armee die Aufnahme der „Deutschen Legion“ in das preußische
Heer. Das erste Infanterie – Regiment der Legion erhielt die Nummer 30, das
zweite die Nummer 31. Bereits kurze Zeit später erfolgte der Feldzug gegen
Napoleon mit den Gefechten von Ligny und Wawre und nachfolgend der Einmarsch in
Paris. Nach dem vorläufigen Friedensvertrag trat das Regiment im Oktober 1815
den Rückmarsch in die Heimat an und lag nachfolgend in Danzig und Thorn in
Garnison. Durch eine so genannte „Kabinets – Ordre“ vom 05. November 1816 wurde
festgelegt, dass die Regimenter neben den Stammnummern noch eine
Provinzialnummer zu führen hatten. Das Regiment führte ab dem 07.12.1816 die
Bezeichnung, Infanterie – Regiment Nr. 30 (4. Rheinisches) und ihm wurde
Koblenz als Garnisonsstandort zugewiesen. Im Juli 1817 wurde das Regiment nach
Koblenz verlegt. Das 1. Bataillon belegte die Dominikanerkaserne, das 2.
Bataillon das Dikastorialgebäude im Tal, während das Füsilier – Bataillon nach
Jülich verlegt wurde. Die folgenden Friedensjahre 1817 – 1849 brachten neben
den üblichen Aktivitäten (Manöver, Übungen, Personalveränderungen) häufige Verlegungen
der Bataillone in neue Garnisonsstandorte (Mainz, Trier, Luxemburg). Im Jahre
1849 wurde das Regiment gegen die Aufstände in Baden mit Gefechten bei
Waghäusel, Bruchsal, Durlach, Oberweier und Kuppenheim. Das Regiment blieb noch
einige Zeit in Baden, wurde dann für kurze Zeit nach Kurhessen verlegt und
anschließend nach Köln / Koblenz als den neuen Garnisonsstandorten verlegt.
Köln und Koblenz waren von 1851 – 1860 die Garnisonsstandorte des Regiments,
bevor es 1860 nach Frankfurt / Main verlegt wurde. Dem Regiment war nur eine kurze Friedenszeit gegönnt, denn
bereits im Mai 1866 erfolgte die Mobilmachung der preußischen Armee gegen
Österreich. Zunächst wurde das Regiment bei der Besetzung Hessens eingesetzt,
um anschließend an den Operationen gegen die mit Österreich verbündete
hannoversche Armee teilzunehmen. Nach deren Kapitulation wurde das Regiment
gegen das 7. und 8. Bundeskorps in Süddeutschland eingesetzt (Gefechte bei
Hammelburg, Helmstadt, Roßbrunn und Werbach). Nach dem Friedensschluss wurde
das in seine neue Garnisonsstadt Kassel (1866) und nur kurze Zeit später nach
Mainz verlegt.
Im Juli 1870 erfolgte bereits die erneute
Mobilmachung, diesmal gegen den Nachbarstaat Frankreich. Zunächst wurde das
Regiment in Reserve gehalten, bevor es im August 1870 zur Belagerung nach
Straßburg abgezogen wurde, die sich bis zum September 1870 hinauszog. Im
Verband des 14. Armeekorps wurde das Regiment nahm das Regiment am Vormarsch
durch die Vogesen bis Gray teil. Dabei nahm das Regiment an den Gefechten bei
Rambervillers, Epinal, Ognon und La Baivre, teil. Es folgten Gefechte bei
Germigney und La Marche, bevor das Regiment in Richtung Dijon weiter vorging.
Anschließend erfolgte die Expedition nach Chatillon und die Einschließung von
Langres mit den Gefechten bei Foncegrive und Longeau. Ende des Jahres 1870
befand sich das Regiment bei Besoul / Belfort. Das Jahr 1871 brachte weitere
Gefechte bei Villersexel, Chavanne, sowie die Schlacht an der Lisaine. In
Erinnerung an die Kämpfe des Jahres 1870 / 1871 und seiner Angehörigkeit zum
„Korps Werder“ erhielt das Regiment im Jahre 1889 den Beinamen „Graf Werder“.
Nach dem Waffenstillstand und Friedensvertrag von Versailles kehrte das
Regiment nach Deutschland zurück und wurde nunmehr in Trier stationiert. Bereits
1876 erfolgte die Verlegung nach Saarlouis, wo das Regiment bis zum
Kriegsausbruch stationiert blieb. Bis zum Jahre 1913 gehörte das Regiment dem
VIII. Armeekorps an, wurde in diesem Jahr jedoch dem XVI. Armeekorps zugeteilt.
Unmittelbar nach der Mobilmachung im August 1914
übernahm das Regiment zunächst den Bahnschutz im lothringischen Aufmarschgebiet
und rückte am 07. August 1914 in das Versammlungsgebiet des XVI. Armeekorps,
welches zur 5. Armee angehörte und sich zwischen Arlon und Diedenhofen zu
versammeln. Am 21.08.1914 begann der Vormarsch in Richtung französische
Grenze. Während des I. Weltkrieges
kämpfte das Regiment an folgenden Fronten:
22.08.1914 – 24.08.1914
Kämpfe
bei Beuvillers-Audun le Roman, Malavillers, Longwy.
25.08.1914 – 26.08.1914
Kämpfe an der Maas, Rechicourt, Spincourt.
27.08.1914 – 10.09.1914
Kämpfe um Baubecourt-Fleury, Amblaincourt, Wald von Chanel, Seraucourt.
10.09.1914 – 13.09.1914
Kämpfe bei Fleury, Clermont,
Barennes, Apremont, Montfaucon.
14.09.1914 – 21.09.1914
Abwehrkämpfe bei Montfaucon-Malancourt.
22.09.1914 – 24.09.1914
Schlacht von Varennes (Bois de
Chèhèmin, Bèry, Bois de Cheppy).
25.09.1914 – 01.10.1914
Einmarsch in die Argonnen
02.10.1914 –
09.02.1915
Stellungskrieg in den Argonnen
(Barricade Pavillon, St.Hubert-Rücken, Rheinbaden-Höhe
und Höhe St.Hubert)
10.02.1915 –
24.02.1915
Verlegung des III.Bataillons in
die Champagne nach Somme Py, Tahure ,
anschließend
Rückkehr in die Argonnen.
01.03.1915 –
20.03.1915
Kämpfe bei Baucquois, Cheppy.
20.03.1915 – 20.09.1915
Stellungskrieg in den Argonnen.
20.09.1915 –
25.09.1915
Verlegung in die Champagne und
Divisionsreserve
26.09.1915 –
15.03.1916
Kämpfe bei Cernay (Kanonenberg,
Steilhang Höhe 191,Briquetterie-
und Jordanstellung).
März 1916 – August
1916
Stellungskämpfe in den Argonnen.
Sept.1916 –
30.10.1916
Kämpfe bei Verdun, Abschnitt
Thiaumont-Fleury.
30.10.1916
–10.11.1916
Ruhetage
10.11.1916 –
04.12.1916
Stellungskrieg in den Vogesen,
Abschnitt Donon-Straße Saal-Provenchéres.
04.12.1916 –
04.02.1917
Ruhe- und Ausbildungstage in
der Gegend von Mörchingen, Heeresreserve in der Gegend
von Trieux und
später bei Chambley / Mars la Tour,
westlich Metz.
05.02.1917
–12.03.1917
Stellungskrieg in den Argonnen
13.03.1917 –
16.04.1917
Eingreifreserve Raum Rethel, Le
Châtelet bei Reims.
16.04.1917 –
24.04.1917
Doppelschlacht Aisne-Champagne,
Kämpfe am Brimont.
24.04.1917 –
20.07.1917
Kämpfe am Brimont und Ende der
Aisen-Champagne-Schlacht.
24.07.1917 –
07.08.1917
Eingreifreserve und Verlegung
nach Flandern (Ypern).
11.08.1917 –
26.08.1917
Kämpfe im Abschnitt Hooge,
Gheluvelt und Herenthage-Park / Flandern.
26.08.1917 –
10.09.1917
Ruhetage in Lothringen.
10.09.1917 –
28.10.1917
Verlegung in den Abschnitt
Flirey, südlich Thiaucourt zwischen Maas und Mosel.
28.10.1917 – 20.11.1917
Ruhetage, Eingreifreserve.
20.11.1917 –
29.11.1917
Tankschlacht von Cambrai.
30.11.1917 –
02.12.1917
Angriffsschlacht bei Cambrai.
05.12.1917 –
31.12.1917
Ruhetage.
07.01.1917
–04.03.1918
Stellungskämpfe nördlich der
Ailette.
07.03.1918 –
21.03.1918 Ruhetage.
21.03.1918 –
06.04.1918
Große Schlacht in Frankreich,
Kämpfe bei St.Quentin-La Fère, am Crozat-Kanal, Kämpfe
südwestlich Noyon und
Suzoy,
06.04.1918 –
23.04.1918
Stellungskämpfe westlich Noyon
im Abschnitt Lagny.
23.04.1918 –
30.04.1918
Ruhetage.
04.05.1918 – 20.05.1918
Stellungskämpfe an der Oise östlich Noyon.
20.05.1918 – 26.05.1918
Armeereserve.
27.05.1918 – 13.06.1918
Angriffsschlacht von Soissons.
13.06.1918 – 04.07.1918
Stellungskämpfe westlich Soissons im Abschnitt Amblény.
05.07.1918 – 17.07.1918
Eingreifreserve südlich Soisson.
18.07.1918 –
25.07.1918
Abwehrschlacht von Soissons,
Pariser Berg südwestl. Soisson.
18.08.1918 –
22.08.1918
Abwehrschlacht zwischen Oise
und Aisne,
23.08.1918 –
06.09.1918
Kämpfe am Oise-Kanal südlich
Bac d`Arblingcourt, Rückzug auf die Siegfriedstellung.
06.09.1918 –
24.09.1918
Kämpfe vor der
Siegfriedstellung bei Servais.
25.09.1918
Abtransport nach
St.Quentin.
27.09.1918 –
10.10.1918
Abwehrschlacht zwischen Cambrai
und St.Quentin. Rückzug auf den Sambre-Oise-Kanal.
10.10.1918 –
04.11.1918
Kämpfe an der Hermannstellung.
04.11.1918 –
11.11.1918
Rückzugskämpfe an der
Antwerpen-Maas-Stellung.
12.11.1918 –
24.12.1918
Rückmarsch nach Deutschland.
Das Regiment überquerte am 20.11.1918 die Grenze nach Deutschland und wurde nach Delitzsch verlegt, wo nachfolgend die Demobilisierung durchgeführt wurde. Als offizieller Auflösungstag gilt der 15.04.1919. Am 21.12.1918 wurde eine Freiwilligen-Abteilung unter Hauptmann Windeck (50 Mann) in Mühlhausen / Thüringen aufgestellt, die Ende Dezember zum Freikorps Hasse überführt wurde.
Unterstellungen:
02.08.1914 – 24.09.1915
86. Infanterie-Brigade, 34. Infanterie-Division
16.03.1916 – 03.11.1916
86. Infanterie-Brigade, 34. Infanterie-Division
04.11.1916 – 22.12.1918
68. Infanterie-Brigade, 34. Infanterie-Division
Zuteilungen:
30.09.1914 – 06.10.1914
33. Infanterie-Division
17.08.1916 – 02.09.1916
Brigade Lippe, Argonnen-Division
09.03.1917 – 12.03.1917
13. Landwehr-Brigade, 34. Infanterie-Division
11.08.1917 – 18.08.1917
52. Reserve-Division
18.07.1918 – 24.07.1918
11. bayerische Infanterie-Division
28.02.1915 – 20.03.1915
I.Btl. zur 33. Infanterie-Division
01.03.1915 – 02.03.1915
I.Btl. zum Infanterie-Regiment Merkatz
25.09.1915 – 04.10.1915
I.Btl. zur 9. Landwehr-Division
04.10.1915 – 15.03.1916
I. Btl. zur 21. Reserve-Division
02.01.1917 – 14.01.1917
I.Btl. zur 54. Infanterie-Divison
09.02.1915 –
17.02.1915
III.Btl. zur 38.
Reserve-Infanterie-Brigade, 2.Garde-Reserve-Division
17.02.1915 –
22.02.1915
III.Btl. zum
Infanterie-Regiment Merkatz
26.09.1915 –
15.03.1916
Stab, II.Btl., III.Btl. zur
21.Reserve-Division
28.10.1914 –
22.02.1915
7. und 8. Kompanie zur 13.
Landwehr-Brigade, 33.
Infanterie-Division
Literatur:
Geschichte des 4. Rheinischen
Infanterie Regimentes 1815 – 1884D.Paulitzky / R. v. Moedtke, Verlag Mittler & Sohn, Berlin 1884
B. von Quistorp, Die kaiserlich – russisch – deutsche Legion,
Berlin 1860
O. Paulitzky, Geschichte des
Infanterie-Regimentes 30,
Berlin 1884
M. von Szepanski, Geschichte des Infanterie-Regimentes 30,
Berlin 1886
Ernst Schmidt, Geschichte des Regimentes 30 im Weltkriege,
Oldenburg 1932
Ernst Schmidt, die aktiven Offiziere des
Regiments Graf Werder von 1812-
1912, Selbstverlag des Regiments, Saarlouis 1912Schmidt von Woedtke, die Geschichte des Infanterie – Regimentes 30, 4.
Rheinisches 1914 – 1918, Berlin 1929
Beamish, Geschichte der königlich
deutschen Legion,
Berlin 1837
G. Kentenich, Geschichte der Stadt
Trier,
Trier 1915
E. von Conrady, Das leben des großen August von Werder,
Berlin 1889
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