Mittwoch, 3. April 2013

Infanterie-Regiment 25

(1. Rheinisches, von Lützow)

Stiftungstag:                      
18. Februar 1813 (Freikorps)

Errichtet:                            
25.03.1815 in Erfurt (Infanterieregiment)

Auflösungstag:
Ab 20.12.1918 in Aurich, 1919 Emden, Cloppenburg

Garnisonsstandorte:       
1815-1817 Erfurt
1817-1819 Stab I. Bataillion Festung Köln, II. Bataillon Mainz
1820-1823   Köln
1823-1833 Stab I./ II. Btl. Festung Ehrenbreitstein Koblenz
1833-1836 Stab I./II. Btl. Köln und Deutz
1836-1839 Stab II. Btl. Köln, I. Btl. Festung Ehrenbreitstein Koblenz
1839-1848 Stab II. Btl. Köln, I. Btl. Deutz und Festung Ehrenbreitstein Koblenz
1850-1851 Kreuznach
1851-1860 Koblenz
1860-1864 Köln
1864-1865 Stab I. Btl. Hadersleben, II. Btl. Augustenburg / Festung Apenrade
1865-1866 Stab I. Btl. Hadersleben, II. Btl. Tondern, Augustenburg Festung Apenrade und Sonderburg

1867-1871 Stab I. Btl.Flensburg, II. Btl. Augustenburg, Festung Sonderburg
1871-1887 Straßburg im Elsass
1888-1909 Rastatt
1910-1914 Aachen
1914-1918 I. Weltkrieg
1918-1920 Freikorps von Lützow

Feldzüge:                           
1813- 1815 Krieg gegen Frankreich,  Ligny, Belle-Alliance (Waterloo)
1849 Kämpfe in Baden (Kuppenheim)
1866 Krieg gegen Österreich, (Langensalza, Uettingen)
1914-1918  I. Weltkrieg
1918-1920  Kämpfe als Freikorps in Berlin, Braunschweig und Berlin gegen Kommunisten

Armeekorps:                     
 VIII. Armeekorps (ab 1871)                             
15. Divison, 29. Infanteriebrigade zusammen mit Infanterie-Regiment 161


Uniform:
Uniform 1915 (Armeeverordnungsblatt Nr. 44 vom 02.10.1915, 49. Jahrgang): Feldgrauer Waffenrock, Vorstöße vorn herunter und an den Taschenleisten ponceaurot, Stehkragen, Ärmelaufschläge, Ärmelpatten ebenfalls ponceaurot, Schulterklappen mit roten Abzeichen und zitronengelben Vorstößen, blanke Knöpfe.


Feldwebel Schönbrunn, Feldwebel Richter und Feldwebel Hoffmann mit den Fahnen
des 1. Rheinischen Infanterieregimentes Nr. 25.

Regimentsgeschichte:

Nach der katastrophalen Niederlage der französischen Armee in Russland rief der preußische König Friedrich Wilhelm III. zum Kampf gegen die französische Fremdherrschaft auf (Aufruf vom 17.03.1813). Bereits am 03. Februar 1813 hatte der König die Genehmigung zur Bildung freiwilliger Kampfverbände (Jägerkorps) erteilt. Noch im Februar 1813  beantragte der hoch dekorierte Kavallerieoffizier Major Adolf von Lützow beim König von Preußen die Aufstellung eines derartigen Kampfverbandes. Die Genehmigung wurde im am 18. Februar 1813 erteilt. Dieser Tag gilt als der Gründungstag (Stiftungstag) des Regimentes. Im Gasthaus zum „Goldenen Zepter“ in Breslau errichtete von Lützow zusammen mit Major von Petersdorff sein Werbebüro, wo er Freiwillige für das „Königlich Preußische Freikorps von Lützow“, nach ihren Uniformen auch „Schwarze Schar“ genannt,  anwarb. Die benötigten Geldmittel wurden zum Teil durch Spenden aufgebracht. Es wurden sowohl Mannschaften für die Infanterie und Kavallerie angeworben, die in den Orten Zobten und Rogan zusammengezogen wurden. Auch eine Artillerieabteilung war dem Freikorps angegliedert. Dem Freikorps von Lützow gehörten damals eine Reihe berühmter Persönlichkeiten wie z.B. F.L. (Turnvater) Jahn, Theodor Körner (Schriftsteller, Lyriker, gefallen am 26.08.1813 bei Rosenhagen), Josef von Eichendorff, Friedrich Friesen (Mitarbeiter Alexander von Humboldts, gefallen am 16.03.1814 bei La Lobbe / Frankreich) und Friedrich Heinrich Bernhard von Bismarck (Vater Otto von Bismarcks) an. Auch einige „Rheinländer“, wie der in Kleve geborene Dr. Christian Wilhelm BEUTH (später Direktor der Abteilung Handel, Gewerbe und Bauwesen im Finanzministerium) oder die ebenfalls aus der Region Kleve stammenden Karl Friedrich Georg Graf von Ranzow und Friedrich Hallenstein gehörten dem Freikorps an. Das „Freikorps Lützow“ war ein Sinnbild für die damalige patriotische Stimmung in Deutschland und wurde durch Theodor Körners Gedicht „Lützows wilde verwegene Jagd“ (vertont von Carl Maria von Weber) glorifiziert. Durch dieses Gedicht von Körner war das Freikorps von Lützow mit seiner schwarzen Uniform zum Innbegriff der deutschen Freiheitsbestrebungen geworden. Napoleon bezeichnete das Freikorps als „Schwarze Banditen“. Die Uniform bestand aus schwarzen Zivilröcken, mit roten Vorstößen und goldenen Knöpfen. Diese Uniform wurde nach den Befreiungskriegen von der Burschenschaft Jena, denen viele ehemalige Jäger des Freikorps Lützow angehörten, weiter getragen. Die Farbkombination schwarz, rot, gelb (gold) der lützowschen Jäger wurde über das Wartburgfest (1817) und das Hambach Fest (1822) zum Wahrzeichen einer freiheitlichen demokratischen Bewegung und ist somit der Ursprung unserer heutigen deutschen Fahne. Die Glorifizierung der Leistungen des Freikorps entsprach nicht ganz der Wirklichkeit. Bereits am 07.06.1813 wurde das Freikorps in Kämpfen bei Leipzig gegen französische Einheiten aufgerieben, danach aber wieder neu aufgestellt.

 

Es folgten Kämpfe in Deutschland und in Frankreich. Vom Januar 1814 bis März 1814 wurde das Freikorps zur Belagerung der in der Festung Jülich eingeschlossenen französischen Streitkräfte eingesetzt. In Jülich befanden sich zu dieser Zeit 4.000 Mann Besatzung unter dem französischen Brigadegeneral St. LOUP. Die Einquartierung der Soldaten erfolgte in den umliegenden Orten. Mehrfach wurde die Festung Jülich während der Belagerungszeit beschossen. Am 24. März 1814 wurde das Freikorps abgelöst. Nachdem die Artillerieabteilung bereist am 08.05.1814 an die Schlesische Artilleriebrigade abgegeben wurde, entstand bei Dinant / Belgien am 25.03.1815 aus den Resten der Infanterie des Freikorps das Infanterie-Regiment Nr. 25 (1. Rheinisches von Lützow) sowie aus der Kavallerieabteilung das 6. Ulanenregiment. Nach der Rückkehr Napoleons aus der Verbannung nahm das Regiment erneut an den Kämpfen gegen Frankreich teil. Im Verband der Preußischen Armee nahm es an der Schlacht von Ligny (16.06.1815) und Belle Alliance (Waterloo, 18.06.1815) teil. Anschließend nahm das Regiment an den Kämpfen um Maubeuge, Philippville und Fort Charlemont bei Givet teil, bevor es den Rückmarsch in die Garnison nach Erfurt antrat. Am 05. November 1816 wurde erhielt das Regiment die Bezeichnung „1. Rheinisches“, da sich der Regimentsersatz vornehmlich aus den Rheinprovinzen rekrutierte. Ab dem Jahr 1817 war das Regiment in Köln stationiert. Im Jahre 1846 wurde es gegen Unruhestifter in Köln eingesetzt. Es folgte im Jahre 1849 der Feldzug nach Baden, wo das Regiment  gegen revolutionäre Aufständische eingesetzt wurde (Gefechte bei Kuppenheim, Bischweiler und am Federbach). An den Kämpfen gegen Dänemark nahm das Regiment nicht aktiv teil, wurde aber nach dem Ende des Krieges (1864) nach Schleswig – Holstein verlegt. Bereits im Jahre 1866 nahm das Regiment am preußisch – österreichischen Krieg teil und nahm nach ersten Kämpfen um die Festung Stade an der Schlacht bei Langensalza (Juni 1866) teil. Im Anschluss daran erfolgte eine kurze Garnisonszeit in Schleswig – Holstein (1867-1870), die von dem preußisch (deutsch) – französischen Krieg von 1870/71 abgelöst wurde. Im deutsch-französischen Krieg von 1870-71 gehörte das Regiment zum Verband der 15. Division. Die 15. Division war Teil des 8. Armeekorps, anfangs unter dem Kommando von Friedrich Franz II. (Mecklenburg-Schwerin), ab dem 18. Juli 1870 unter August Karl von Goeben, und kämpfte unter anderem bei Mars la Tour, Gravelotte und bei Metz. Nach der Kapitulation von Metz folgten Kämpfe nördlich von Paris in der Schlacht an der Hallue und der Belagerung der Festung von Péronne. Spätere Kämpfe folgten bei Amiens und letztlich bei St. Quentin.

Ab dem Jahre 1910 war das Regiment in Aachen stationiert und feierte dort seine hundertjähriges Bestehen. Der Mannschaftsersatz für das Regiment rekrutierte sich  hauptsächlich aus dem Rheinland, dem Umkreis von Köln und Koblenz. Der Ausbruch des I. Weltkrieges brachte dem Regiment zunächst eine Spezialaufgabe, die Eroberung von Lüttich. Im Anschluss daran kehrte das Regiment in den Verband des VIII. (Rheinischen Armeekorps) zurück. Das Regiment war an folgenden Bereichen der Front im Einsatz:

August 1914                                  
Eroberung von Lüttich

August – 12.09.1914                  
Marneschlacht

12.09. – 14.11.1914           
Champagne / Souain

17.11. – 06.12.1914           
Ypernfront

16.12. – 17.04.1915           
Hochvogesen

18.04. – 12.05.1915           
Ruhezeit

17.05. – 18.06.1915           
Schlacht von Arras

07.07. – 05.07.1916           
Stellungskämpfe an der Maas

10.07. – 20.07.1916           
Schlacht an der Somme

16.09. – 15.10.1916           
Kämpfe an der Narajowka (Galizien)

15.11. – 17.12.1916           
Kämpfe an der Somme

30.01. – 10.04.1917           
Stellungskämpfe im Wyschatebogen und der Yser

23.04. – 05.05.1917           
Frühjahrsschlacht von Arras

07.05. – 19.08.1917           
Siegfriedstellung südlich von St. Quentin

26.08. – 05.10.1917           
Flandernschlacht

26.11.1917 – 31.01.1918  
Tankschlacht bei Cambrai / Siegfriedstellung

01.02. – 26.04.1918           
Schlacht in Frankreich (Cambrai / St. Quentin)

04.06. – 31.07.1918           
Stellungskämpfe bei St. Mihiel

12.08. – 26.09.1918           
Rückzugskämpfe zwischen Somme und Oise

09.10. – 11.11.1918           
Hermann-Stellung

12.11. – 20.12.1918           
Rückmarsch in die Heimat

Am 20.12.1918 wurden die Reste des Regimentes in Aurich / Ostfriesland stationiert. Die Wirren der Zeit brachten es mit sich, dass erneut ein Major von Lützow zur Bildung eines Freikorps (Lützowsches Jägerkorps) aufrief. Etwa 150 Soldaten des Regimentes schlossen sich diesem Freikorps an. In Zossen bei Berlin wurde das neu Freikorps aufgefüllt und in drei Abteilungen gegliedert. In Berlin und Braunschweig wurde das Freikorps gegen revolutionäre Einheiten (Kommunisten) eingesetzt und war auch an den Kämpfen in München maßgeblich beteiligt. Die Zeit des Freikorps war nach 1 ½ Jahren beendet. Damit endete gleichzeitig die Geschichte des 1. Rheinischen Infanterieregimentes Nr. 25.      

Unterstellung / Zuteilungen des Regimentes und einzelner Bataillone während des Krieges:

Unterstellungen:

02.08.1914 – 13.11.1914  
29. Infanterie-Brigade, 15. Infanterie-Division

13.11.1914 – 11.04.1915  
29. Infanterie-Brigade, Division Fuchs

11.04.1915 – 29.06.1916  
29. Infanterie-Brigade, 15. Infanterie-Division

06.07.1916 – 22.07.1916  
80. Infanterie-Brigade, Division Liebert

25.07.1916 – 22.08.1916  
80. Infanterie-Brigade, Division Dumrath

23.08.1916 – Dez. 1918    
185. Infanterie-Brigade, 208. Infanterie-Division

Zuteilungen:

05.08.1914 – 12.08.1914  
27. Infanterie-Brigade, Korps Emmerich

06.12.1914 – 10.12.1914  
unbekannte Zuteilung

12.06.1915 – 18.06.1915  
16. Infanterie-Division

26.09.1915 – 15.10.1915  
Stab und I.Btl. Infanterie-Regiment Hering

04.03.1915 – 06.03.1915  
I.Btl. zur 51. Landwehr-Brigade A.Abteilung Gaede

15.06.1915 – 18.06.1915  
II.Btl. zur 29.Infanterie-Brigade, 15. Infanterie-Division

07.10.1918 – 13.10.1918  
II.Btl. zur 2.Garde-Infanterie-Division

23.02.1915 – 27.02.1915  
III.Btl. unbekannt zugeteilt

28.02.1915 – 05.03.1915  
III.Btl. zur A.Abteilung Falkenhausen

06.03.1915 –15.03.1915   
III.Btl. zur 8.bayer. Reserve-Division

16.03.1915 – 07.04.1915  
III.Btl. unbekannt zugeteilt

Literatur:                             

Oberleutnant Otto Beckmann Offizier-Stammliste des Inf.Reg.25 des kgl. Lützowschen
Freikorps , Verlag Otto-Zimmer-Vorhaus Berlin, 1913

Major Fritz von Jagwitz, Geschichte des Lützowschen Freikorps,
Verlag Mittler Berlin, 1892

A.K. Martini, Kurzer Abriss der Geschichte des Regimentes 25,
Berlin 1865

H. von Loos, Zur Geschichte des 1. Rheinischen Infanterie-Regimentes Nr. 25  1870/71
Wesel 1875

H. von Fransecky, Geschichte des Regimentes 25,
Berlin 1884

Beiträge zur Geschichte des Regimentes 25, Zeitschrift f. Kunst u.Wissenschaft 1858

Ludwig Strawitzky, Geschichte des 1. Rheinischen Infanterie-Regimentes Nr. 25 und der
Infanterie des Lützowschen Freikorps, 1813-1856. Verlag von Bädeker Koblenz 1857, 1889.

O. Dietlein, Kurzer Abriss der Geschichte des Regimentes 25,
Rastatt 1890

A. Hüttmann, Das Infanterie-Regiment 25 im Weltkrieg,
Berlin 1929

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